nichts
Ich schreie den Himmel an. Nicht wegen einem leid, nein ich bin in allem überhäuft von entzückender Normalität. Ich schreie, weil ich suche, aber weiß dass es kein Ziel gibt. Die Suche an sich ist eine Illusion.
denken und handeln
Was kommt zuerst, das Denken oder das Handeln?
Die Frage nach Sinn, Wahrheit und Sein sind die von mir am häufigsten gestellten Fragen im Leben. Aber ich habe keine Antworten. Wie auch? Die Fragen werden gestellt, Ergebnisse werden nur behauptet; wenig bewiesen. Und genau hier entsteht die Spannung. Obwohl das Gedachte nicht fertig gedacht ist und die Fragen so tief und so offen sind, wie sie es schon immer waren, komme ich trotzdem nicht um eines herum: zu leben.
An einem kalten Samstagvormittag fand ich ich mich in einem Buchladen wieder. In einer Hand hielt ich ein neues Notizbuch, in der anderen eine Reihe von philosophischen Büchern. Und im Herzen die Hoffnung, dass mir jemand die Antworten gibt, auf die ich schon so lange warte. Hier wird es schon irgendwo stehen, die Wahrheit. Doch dann musste ich lächeln, legte die Bücher zurück, bezahlte mein neues Notizbuch; es wird Zeit meine Antworten zu er-leben.
was bleibt
Stat rosa pristina nomine, nomina nuda tenemus
-Adson von Melk
Was bleibt am Ende? Und was jemals wirklich da?
Adson von Melk und sein Meister William von Baskerville untersuchen in einer mittelalterlichen Abtei eine Reihe von schrecklichen Ereignissen. Die beiden Mönche suchen nach einer Erklärung, die die Morde und Selbstmorde, die Folter und Geständnisse zu einem Gesamtbild zusammenbringen. Keine der aufgestelleten Hypothesen hält dem prüfenden Blick der Zeit stand.
Am Ende des Berichts, als die Abtei abgebannt und die Wege zu der vermeintlichen Wahrheit in den Flammen der Bibliothek aufgelodert sind, bleibt lediglich eine ernüchternde Erkenntnis.
Den einen Mittelpunkt, den Zusammenhang der Verbrechen, das verbindende Element, das Zentrum, die absolute Erklärung … gab es nicht. Die Ereignisse, sind wenn überhaupt nur lose verbunden. Die Rose, als das Symbol der Symbole, der Mittelpunkt, bleibt unendeckt. Nulla rosa est.
Adson, dem einst jungen, mutig-naiven Novizen, bleibt kurz vor seinem Tod nur festzuhalten: Stat rosa pristina nomine, nomina nuda tenemus. (Die Rose von einst steht nur noch als Name, uns bleiben nur nackte Namen.)
Was bleibt? Und was war wirklich da?
Die alte Frage bleibt auch hier unbeantwortet. Gibt es Allgemeines wirklich, oder sind die allgemeinen Begriffe lediglich menschliche Konstruktionen?
Wie auch immer, am Ende bleiben nur die Namen.
sinn
Vielleicht ist der Sinn des Lebens, dass es keinen Sinn gibt. Dem Leben einen Sinn zu geben macht das Leben sinnvoll.
warum wahrheit
Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.
— Ludwig Wittgenstein
Man kann den Eindruck haben, dass entweder viel zu viel oder viel zu wenig über Wahrheit gesagt werden kann.
Im Alltag scheinen wir aber immer zu wissen was mit “Wahrheit” gemeint ist. Ist die Geschichte wahr? Gibt es Gott wirklich? Hat Karl-Heinz das wirklich gesagt?
Philosoph:innen diskutieren die Definition von Wahrheit seit mindestens 3000 Jahren. Aber warum eigentlich? Irgendwie scheinen Wahrheit und Realität miteinander verbunden zu sein. Genau verstehen, tue ich diese Verbindung allerdings momentan nicht.
Ich bin auf der Suche nach Wahrheit. Es ist die Frage, die mich in meinem Leben am meisten beschäftigt. Es gab Zeiten, als ich davon überzeugt war, die Quelle aller Wahrheit gekannt zu haben. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.
Menschen handeln nach dem, was sie für wahr empfinden. Unsere Überzeugungen prägen das Leben und leiten unser Handeln. Wenn ich es für wahr halte, dass Gott allmächtig ist und zu mir spricht, dann tue ich das, was er mir sagt. Wenn nicht, dann eben nicht.
Ist es dann nicht von größter Wichtigkeit zu wissen, was wirklich wahr ist, um ein “gutes” Leben zu leben; ein Leben so nahe wie möglich an der Realität? Wenn wir unser Leben nach etwas ausrichten, was gar nicht wahr ist, kann im besten Fall verlorene Zeit, im schlimmsten Fall aber unvorstellbares Leiden die Folge sein.
freiburger münster
Dieses Bauwerk hat eine mystische Auswirkung auf mich, die ich selbst nicht erklären kann.
Hier steht Beständigkeit, Unverrückbarkeit; auch eine gewisse Sicherheit. Mich fasziniert die Geschichte der Sandsteinblöcke und die zahllosen Menschen, die in und an diesen Mauern Sicherheit, Beständigkeit und Unverrückbarkeit suchten.
wald
Die Wintertage liegen teilweise stark auf meinem Gemüt. Die kurzen Tage werden am Bildschirm lang und das Leben scheint sich lediglich im Dunkeln abzuspielen.
Und doch kenne ich das Gegengift. Wie kann bloß ich das Rezept vergessen?
Im Wald lerne ich die Gegensätze des Lebens zu schätzen. Ich lerne zu verstehen, dass weder das dekadent-komfortable Leben der Gegenwart, noch die romatisierten Vergangenheitsfantasien meines Dichter-Selbst, das Absolute sind. Und was bedeutet schon das Absolute?
Und schon bin ich, nach nur wenigen Minuten, mitten in einer theologisch-philosphischen Grundstzdebatte mit mir selbst. Und auch genau das macht der Wald mit mir. Die Frage nach dem Wesentlichen wird mir förmlich aufgedrängt. Was ist der Sinn, was ist das Absolute, was ist Sein und wie kann man jemals herausfinden was wirklich wahr ist?
Und so kehre ich nun zurück, um den Kampf gegen das Vergessen erneut zu verlieren. Verwirrt, verloren, zufrieden und vor allem etwas ruhiger als zuvor.